Mittwoch, 3.7.2013, 19.00 – 20:30 Uhr, Studio Dumont, Breite Strasse Köln. Eintritt frei.

Wenn traumatische Erfahrungen Spuren hinterlassen.

Plötzlich ging alles ganz schnell. Der 7-jährigen Ben sieht, wie sein Schulfreund über die Straße läuft und von einem Auto angefahren wird. Die Passanten rufen Krankenwagen und Polizei herbei. Ben rennt in der Hektik nach Hause, macht sich Vorwürfe. Er weiß nicht, wie es dem Freund geht. Ob er noch lebt? Am Abend ist Ben sehr still, und in den folgenden Tagen zieht er sich immer mehr zurück. Allmählich erst erzählt er vom Unfall und seinen damit verbundenen Ängste. Sie begleiten ihn auf dem Weg zur Schule, holen ihn selbst beim Spielen ein. Nachts wacht er häufiger auf.

Schreckliche Erlebnisse können zu heftigen emotionalen Reaktionen und Krisen führen. Bei Kindern und Jugendlichen besonders. Gut, wenn nahe Bezugspersonen dann Ruhe und Sicherheit vermitteln. Doch oft sind sie selber von den Ereignissen überrollt und belastet, sie reagieren bestürzt oder fühlen sich hilflos.

Tod eines Elternteils, Gewalt in der Familie, Unfälle, Naturkatastrophen sind potenziell traumatische Ereignisse. Ob und welche Spuren sie bei jungen Menschen hinterlassen, hängt zum einen von der Massivität des Traumas ab und von der Entwicklungsphase, in der es erlebt wurde. Zum anderen davon, welche Unterstützung die Umgebung geben kann. Die psychische Antwort auf ein schreckliches Ereignis kann sofort oder verzögert eintreten und ganz unterschiedliche Erlebens- und Verhaltensweisen betreffen. Vorschulkinder reagieren häufig mit Trennungsangst, Rückzugsverhalten und spielen ihre traumatischen Erfahrungen immer wieder nach. Bei Grundschulkindern kommt es vermehrt zu Depressivität sowie Schulschwierigkeiten, während Jugendliche sich intensiv am Trauma abarbeiten und in so genannten Flash-backs die schlimmen Szenen nacherleben und dabei in Panikattacken geraten können. Stimmung, Alltagsfunktionen und soziale Interaktion sind dann unterschiedlich stark eingeschränkt.

Als Ben auch zwei Wochen nach dem Unfall des Freundes noch starke Angstsymptome zeigt, suchen seine Eltern mit ihm die Traumaambulanz auf. Dort wird für Kinder und Jugendliche nach traumatischen Erfahrungen ein spezielles Therapiekonzept angeboten. Die Psychologin Maya Krischer, hat die Kölner Ambulanz maßgeblich mit entwickelt. In der nächsten Elternwerkstatt wird sie deren Arbeit vorstellen. Sie wird zudem typische Reaktionen auf traumatische Ereignisse erklären. Etwa, dass bei Kindern die sprachliche Verarbeitung zunächst kaum möglich ist und Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit vorherrschen. In ersten Schritten wird Entlastung verschafft und werden Entspannungsübungen erprobt. Stark bildhafte, imaginative Techniken können eine aktive Bewältigung unterstützen. Lassen die Gefühle von Überflutung und Ohnmacht nach, können die Symptome zurückgehen.

Die Elternwerkstatt wird Zugangswege zur Ambulanz aufzeigen, über therapeutische Hilfen bei verschiedenen posttraumatischer Belastungsstörungen informieren und für ein frühzeitiges Erkennen der Symptome sensibilisieren.

Moderation:
Prof. Dr. Gerd Lehmkuhl
Wolfgang Oelsner
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Uniklinik Köln

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